Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurf interpretiert gekonnt die Idee des Parkways aus dem Masterplan. Der offene Stadtraum des PHV wird durch die freie Gestaltung in vielstimmiger Art und Weise in Wert gesetzt. Es entstehen, mit Hilfe der 5 Steps auf Basis klarer Kompositionsregeln, differenzierte Räume, die den mannigfaltigen Ansprüchen der Stadtgesellschaft gerecht werden und vielfältige Nutzungsangebote und Atmosphären schaffen. Die unterschiedlichen baulichen Ränder werden dabei durch eine sensible Freiraumgestaltung reflektiert.
Die Verfasser machen einen Vorschlag für die städtebauliche Weiterentwicklung des zentralen Markthallenbereichs außerhalb des eigentlichen Wettbewerbsgebiets, den das Preisgericht zur Kenntnis genommen, aber nicht bewertet hat.
Die Arbeit liefert einen innovativen Beitrag im Sinne einer zukunftsfähigen neuen Aufteilung der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur, indem sie Flächen überlagernd nutzt und auf das klassische Separieren der Verkehrswege bewusst verzichtet. In der Breite großzügige, auf den Städtebau eingehende Gehbereiche, schaffen eine vielfältig nutzbare Flanierzone entlang der Gebäude.
Prägendes Element ist die Fahrradstraße, die mit 2 Spuren mit 3,25m Breite, leitender Raum des Parkways ist. Die beiden Fahrtrichtungen werden dabei überwiegend nicht parallel zueinander geführt und können mit einer selbstverständlich wirkenden Abfolge von unterschiedlich breiten, geschwungenen Aufweitungen sehr flexibel auf vorhandene Grünstrukturen und den Städtebau reagieren. Die Fahrradstraße nimmt dabei die unterschiedlichen Formen des „modernen Radverkehrs“, den auch in einem „autoarmen Quartier“ immer noch erforderlichen motorisierten Kraftfahrzeugverkehr sowie den notwendigen Wirtschaftsverkehr auf. Überall dort, wo die beiden Richtungsfahrbahnen parallel und dicht beieinander geführt werden, bieten Zwischenstreifen als weiche Separationen im Bedarfsfall auch die Möglichkeit für Kraftfahrzeuge Radfahrende zu überholen. Das verträgliche Miteinander der verschiedenen Verkehrsarten ist hier gut vorstellbar.
Entlang der Fahrradstraße ist sowohl in der Mitte zwischen den Fahrtrichtungen als auch seitlich angelagert, ausreichend Raum für die Abwicklung von Ladezonen, Kiss&Ride, Parken für mobilitätseingeschränkte Personen und sonstige Berechtigte. Diese Flächen haben das Potential jeweils bedarfsgerecht ausgewiesen und innovativ und digital bewirtschaftet zu werden.
Für die Straßenbahn und den Busverkehr wird eine gemeinsame, selbstständig geführte Trasse vorgeschlagen. Die geforderten unterschiedlichen Typen von Mobilitätsstationen sind richtig platziert und bieten Raum für eine bedarfsgerechte Anpassung.
Die Hauptradverkehrsführung wird ergänzt durch ein zusätzliches Netz an Wegen die sich als „Fun-Trails“ für Fuß- und langsamen Radverkehr durch das Stadtquartier ziehen und dieses flexibel erschließen.
Das Konzept bringt auf innovative Art und Weise verkehrliche Anforderungen und die Qualitäten eines lebendigen Stadtraums zusammen. Der Entwurf interpretiert die verschiedenen Verkehrstrassen als schwingende Bänder innerhalb eines als Aktions-und Bewegungsraum nutzbaren linearen Parks. Durch die Mehrfachnutzung und Begrünung der Verkehrstrassen werden die befestigten Flächen auf ein Minimum reduziert und stehen als vielfältige Potentialräume für Spiel, Sport und Bewegung sowie für das Regenwassermanagement zur Verfügung.
Die mäandrierende Struktur ermöglicht es, auf den Bestand flexibel zu reagieren. So ist es möglich, prägende Bäume und eine maximale Anzahl an vorhandenen Baumstandorten in das Konzept zu integrieren. Neupflanzungen werden in lockeren Gruppen angeordnet und erlauben eine artenreiche Pflanzenwahl. Durch die freischwingende Bandstruktur entstehen attraktive Grüninseln und ein eigenständiges landschaftliches, mit Stauden und Gräserpflanzungen angereichertes Grün- und Freiraumkonzept, das im wohltuenden Kontrast zur jetzigen Nüchternheit des heutigen Kasernenstandortes steht.
Im Querschnitt wird der Parkway zur mehrschichtigen Membran zwischen den kommerziellen Nutzungen der dichteren Randzonen und dem weniger baulich verdichtet geplanten grünen Herz des Quartiers im Inneren des Parkways.
Eine großzügige bis zu 8 m breite Flanierzone stellt den Übergang und die Vorzone der den Parkway begleitenden äußeren, kommerziell geprägten Randzone dar. Sie verspricht eine gute Erreichbarkeit der Geschäfte und Gebäude und hohe Bewegungs- und Verweilqualitäten für den Fußgängerverkehr. Baumüberstandene und gut dimensionierte Plätze werden sinnfällig an den städtischen Kristallisationspunkten angeordnet.
An der Innenseite des Parkways werden Flächen für eine Vielzahl an Spiel, Sport und Bewegungsangeboten angeordnet. Sie sind geschickt in die landschaftliche Gestaltung eingebettet und bilden ein hohes Flächenpotential für Freizeitangebote im Freien für die Zukunft, auch wenn in den ersten Entwicklungsschritten das gezeigte Angebot etwas überdimensioniert wirkt.
Das Konzept überzeugt durch sein Zusammenspiel und der feingliedrigen Vernetzung zwischen Städtebau, den angrenzenden Grünräumen und dem multifunktionalen Parkway, der verspricht nicht nur seinen Aufgaben als Verkehrsraum gerecht zu werden, sondern auch als innerstädtischer Begegnungsraum mit hohen ökologischen Qualitäten fungieren kann.
Insgesamt erfüllt der Entwurf in hervorragender Art und Weise die gestellten Anforderungen an einen Stadtraum neuen Typs in Zeiten der Mobilitätswende. Die besonderen stadträumlichen Potenziale des Parkway im PHV werden anschaulich herausgearbeitet und geben dem Quartier einen identitätsstiftenden und zukunftsweisenden Charakter.